Die Pfarrkirche von Chiesa Valmalenco

von Saveria Masa

Chiesa in Valmalenco auf einer alten Postkarte.

Die alte Kirche S. Giacomo, die später dem Ort, der um sie herum entsteht, den Namen Chiesa gibt. (Ecclesia de Malenco), wurde um XI. Jahrhundert von der Familie Capitanei aus Sondrio, die auch die Feudalherren im Valmalenco waren, erbaut. Sie bildete bis zum XIV. Jahrhundert das einzige religiöse Gebäude im Tal, das von der ganzen Bevölkerung für die religiösen Zwecke benutzt wurde. Auf dem Vorplatz der Kirche, die bald einen Doppelnamen haben sollte (SS. Giacomo und Filippo), versammelten sich oft die Familienoberhäupter und Vertreter der quadre (die Geminden des Tales), um über Bürger- und Verwaltungsangelegenheiten zu verhandeln. Chiesa bleibt weiterhin das Kirchen- und Wohnviertel des Tals, auch noch nach dem im XIV. und XV. Jahrhundert die anderen Gemeinden ihre eigenen Kirchen erbaut hatten.

Neben der Kirche SS. Giacomo und Filippo wohnte der Pfarrer, der bis zur Hälfte des 16. Jahrhunderts der einzige Pfarrer im Tal und für alle Kirchen im Tal verantwortlich war. Es gibt Grund zur Annahme, dass das Pfarrhaus in Chiesa auch den Erzpriester aus Sondrio, die ab und zu nach Chiesa zu Feierlichkeiten oder um kirchliche Verwaltungsangelegenheiten zu erledigen, als zeitweiliger Wohnsitz diente. Als Beweis dadür, und es lohnt sich den historischen Wert zu unterstreichen, wurde bei der Restauration des alten Pfarrhauses ein bemerkenswertes Leinwandgemälde gefunden, auf dem das Familienwappen der Familie Andriani, der zwei Erzpriester aus Sondrio (Giacomo und Giovanni), zwischem dem 15. und 16. Jahrhundert angehörten, und die unter anderem zahlreiche Eigentümer im Ort Chiesa besaßen.

In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, erlitt die Seelsorge einige Komplikationen, die von der schwierigen Beziehung mit den Protestanten, die sich zwischenzeitlich entwickelt hatten, herrührten, wenn man dann auch noch in Betracht zieht, dass das Komando der Reformierten kein anderer als der ehemalige katholische Pfarrer, Bartolomeo Chiesa war, der im Jahre 1555 dem katholischem Glauben abschwor, um dem reformierten Glauben beizutreten. Der Krisenstatus und der Verfall, der das religiöse Leben charakterisierte und uneingeschränkt alle Gemeinden des Tals betraf, fing 1590 an, einige Sanierungszeichen zu geben, als das Komando der Pfarrkirche in Sondrio (und auch das im Valmalenco) Nicolò Rusca übernahm. Das Reformwerk der katholischen Kirche nach den vom Konzil von Trient diktierten Prinzipien der Erneuerung, wurden vom Erzpriester Rusca auch im Valmalenco, mit Hilfe einiger Pfarrer, die sehr motiviert in ihrem seelsorgerischen Eifer und theologisch gut vorbereitet waren, in Kraft gesetzt. In Chiesa gab es ein Aufeinanderfolgen aller wichtigen Pfarrer wie Giovanni Cilichini (aus Lanzada), Andrea Sasso (aus Chiesa), Giovanni Tuana (aus Grosotto), Giovanni Pietro Carini (aus Lanzada).

Die antike Kirche SS. Giacomo und Filippo, das besondere ist das Gemälde der Madonna und die Heiligen Giacomo und Filippo von Domenico Stella (1665).

Nach dem traurigen Kapitel der veltliner Revolution von 1620 (die heilige Schlacht, Sacro Macello), die die Anwesenheit der Protestanten im Veltlin auslöschte, erhielt Chiesa, so wie auch die anderen Gemeinden, von Sondrio die Anerkennung der selbstständigen Kirche. Die Pfarrkirche SS. Giacomo und Filippo, erbaut am 24. Oktober 1624, wurde zuerst von Giovanni Cilichini, der schon von 1619 an Kurat war, und dann im Jahre 1633, von Carlo Rusca (Neffe des Erzpriesters Nicolò Rusca) angenommem.

Weniger schwierig war das gezwungene Zusammenleben zwischen den Protestanten und der verstärkten Sanierung der örtlichen Kirche, die Pfarrkirche in Chiesa wurde im Laufe des XVII. Jahrhunderts von einem bedeutenden Bauinbrunst charakterisiert, und so fing man 1644 mit dem mächtigen Umbau der Pfarrkirche an. Eine diskrete Bevölkerungszunahme in den dezentralen Stadtvierteln, und das Bedürfnis die örtlichen religiösen Dienste zu sichern waren der Grund weshalb man neue Kirchen baute: von 1666-68 wurde die Kirche S. Antonio aus Padova in Vassalini erbaut, im Jahre 1688 wurden die Wallfahrtskirche der Madonna delle Grazie in Primolo, die Kirche S. Anna in Chiareggio und die katholische Jugendfreizeit von S. Carlo erbaut.

Literaturnachweise

  • Masa Saveria, Una comunità e il suo santuario: storia e devozione, in Francesca Bormetti – Saveria Masa, Il santuario della Madonna delle Grazie di Primolo , Sondrio 2007
  • Masa Saveria, Fra curati cattolici e ministri riformati. Nicolò Rusca e il rinnovamento tridentino in Valmalenco, Sondrio 2011
  • Paravicini Gian Antonio, La pieve di Sondrio (a cura di Tarcisio Salice), Società Storica Valtellinese, Sondrio 1969
  • Salice Tarcisio, Note sul “Castello di Malenco”, in “Bollettino della Società Storica Valtellinese”, n. 32 (1979), pp. 87-92