Melirolo: Mittelaterlicher Kern

von Elvira Ioli

Der mittelalterliche Kern von Melirolo (oder Milirolo), 838 m (Papier IGM Melirolo, Mélirö im Dialekt Mélirö) liegt im Norden der Gemeinde Torre di Santa Maria in dem Ortsteil Cristini.

Zu Beginn des zwölften Jahrhunderts gab es die erste Zusammenschließung der Wohngebiete des Magnificent Tal Malenco. Die aktuelle Gemeinde Torre wurde in drei Stadtviertel unterteilt:

  • Stadtviertel Bondoledo, auf der linken Uferseite des Malleros, zwischen dem Wildbach Valdone und dem Torreggio, umfaßte das Kernzentrum und das Gebiet um die Kirche S. Giuseppe; es wurde bei einem Erdrutsch zwischen den Jahren 1538 und 1541 verschüttet. Noch heute gibt es festgelegte Stallungen “a mundulèe”.
  • Quadra di Campo, am rechten Ufer des Mallero, zwischen dem Fluss und dem Torreggio Giumellini; es umfasste die angrenzenden Gebiete S. Anna und Ciappanico; der Ursprung des Namens kann man wahrscheinlich von einem Ackerland, das erheblich Weit war oder durch ein Militärlager, das sich in der Nähe der Kirche St. Anna befand, ableiten.
  • Quadra di Melirolo, es umfasste alle Stadtviertel des Tales Pettine am Rande von Spriana, bis hoch nach Caspoggio: Romegi, Melirolo, Cristini, Scaja, Dagua, Gianni, Zarri, Marveggia, oder besser: alle die, die auf der linken Uferseite des Mallero in der Gemeinde Torre di Santa Maria und und zum Teil in der Gemeinde Spriana gelegen sind.

Melirolo ist heute unbewohnt, sein Kern besteht aus zehn / zwölf Ställen, Scheunen, Schuppen und verlassenen Gebäuden, die von dem alten Saumpfad, der nach Caspoggio hoch führt, durchkreuzt werden.

Die Gebäude wurden aus heimischem Holz und Stein hergestellt, teilweise mit Kalk verputzt; alle zeigten schmale und kleine Öffnungen, die sich für den Winter und für den Sommer eigneten: man konnte sie leicht mit auffindbaren Materialen (Heu, Laub) schliessen, so dass es im Winter warm und im Sommer kühl blieb.

Unter diesen Gebäuden ragt der Kontroll-und Wachturm heraus, auf den Resten eines römischen Turm mit quadratischem Grundriss errichtet. Es ist ein Gebäude aus weißem Putz mit zahlreichen kleinen quadratischen Öffnungen, Oben ist es mit drei Lücken ausgerichtet, die die Sicht auf das Tal erlauben. Man erreichte ihn über eine Treppe, die je nach Gefahrensituation, entweder aufgestellt oder eingezogen werden konnte. Er wurde auch als Taubenschlag verwendet, man findet noch viele Nischen, in denen die Tauben in Friedenszeiten genistet haben. Mit der Verwendung von Brieftauben oder Lichtsignale war es möglich, mit den anderen Türmen die sich abwechselnd auf der linken und rechten Seite des Mallero befanden, zu kommunizieren: die von Cà de risc, der Burg unterhalb Caspoggios, der Altstadt von Torre, Burg Volardi, Spriana, Cagnoletti usw. Von den drei Schlitzen aus konnte man die kommerzielle Bewegung und einen Angriff im Kriegsfall kontrollieren. Der Turm war Teil eines Sichtungssystems an dem das ganze Magnifica Valle del Malenco in der Zeit des Krieges oder des großen kommerziellen Verkehr, der zwischen dem Veltlin und in der Schweiz über dem Murettopass verlief, interessiert war.

Etwas weiter unten befindet sich der Raum der Bischöfe, wo sich die Familienoberhäupte des Stadtvirtels Melirolo trafen, um Entscheidungen für die Gemeinschaft zu diskutieren. Manchmal kamen die Familienoberhäupte aus Zarri, Scaia, Dagua, Gianni, bei anderen Gelegenheiten waren es die Vertreter aus anderen Stadtviertel von Valmalenco (Bondoledo, Feld, Melirolo, S. Giacomo, Caspoggio, Lanzada) der älteste war der Vorsitzende der Versammlung.

Die Pest in Melirolo

In der ersten Hälfte von 1600 (1630), wurde Melirolo von der Pest betroffen. Historiker sagen, dass die Ansteckung im Tal eine der fürchterlichsten war. Bevölkerung des Veltlin sank von etwa 150.000 auf 40.000 Einwohner und die Bevölkerung von Valmalenco wurde auf etwa ein wenig mehr als 800 Menschen reduziert; mehr als tausend sind durch diese Epidemie gestorben. Insbesondere die Bewohner von Melirolo wurden auf tragische Weise betroffen: alle sind gestorben!

Aus Angst sich anzustecken oder weil Menschen fehlten, die die Toten begraben, wurden die Toten nicht auf dem Friedhof begraben: sie wurden in ihren Häusern oder im Freien sich selbst überlassen. Das Stadtviertel wurde von niemanden mehr betreten, und im Laufe der Zeit, fing man sich zu erzählen an, dass sich seltsame Dinge abspielten, seltsame Schatten irrten während der Nacht umher, die Toten sind unruhige Geister gewurden.

Hier ist die Legende der Geister, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Oh Wanderer, du der in den grasbewachsenen Verengungen gehst, zwischen diesen Ställen, Türme und Windmühlen, denk daran, dass wir jungen Leute von Melirolo nicht die richtige Bestattung erhalten haben.

Nun, um diesen fatalen Augenblick unseres Todes durch die Pest nicht zu vergessen, wandern wir Tag und Nacht durch diese Stille und des Verlassens, weil wir keinen Frieden haben.

Du spürst die Brise, das schwache Rascheln der Blätter, das Pfeifen zwischen den Wänden und unsere Präsenz ist hier und wir werden dieses verwüstete Land nie verlassen, das jetzt heilig geworden ist.

Nachdem die Angst vor der Epidemie vergangen war, begann die Jagd auf den Schuldigen, der die Pest verbreitet hatte. Vier junge Mädchen wurden für schuldig erachtet und wurden Hexen genannt. Sie wurden prozessiert, gefoltert und getötet. Es gab auch ein Hexenmädchen aus Torre, Domenica Volarda die wohnte in dem Stadtviertel Volardi und starb am 8. Oktober 1634 in Folge der Folter. Später, im Jahre 1672, wurde das ganze Valmalenco erneut von einem Ausbruch der Pest heimgesucht. Auch hier versuchte man die sogenannten Hexen zu beschuldigen, so auch eine gewisse Maria Dell’Avo aus Melirolo, sie wurde lebendig auf dem Scheiterhaufen in Sondrio verbrannt.

Melirolo und seine Mühlen

Das Wasser des Baches Torno fließt nördlich von Melirolo und wird von mehreren Mühlen genutzt.

Sie ist immer noch in recht gutem Zustand el mulìn di mulinèe,( die Mühle des Müllers) und mulinèe bedeutet Müller. Die Vorfahren einer Familie namens Cristini haben seit vielen Jahren eine grosse Rolle als Müller gespielt. Hier mahlte man Roggen, Mais und Gerste, d.h. das Getreide, das auf den Terrassierungen kultiviert wurden, die früher sehr fruchtbar waren und jetzt völlig aufgegeben wurden.

Aus den Geschichten der Großeltern wissen wir, dass in diesem Gebiet drei oder vier Mühlen gab, aber es gab auf jeden Fall noch andere weiter stromaufwärts, für die Menschen in den darüber liegenden Ortsteilen. Sie wurden von dem Wasser des Baches Torno gespeist, der im Stadtviertel Gianni entsteht. Dieser Bach schwoll im Laufe der Jahre immer wieder an und löste Erdrutsche und weit verbreitete Zerstörung aus. Bei Ausgrabungen wurden in den Gebieten Hausrat und Gegenstände des täglichen Lebens gefunden.

Die Großeltern erzählen, dass der Bach Torno durch das Eindringen von Wasser aus dem Puschlaversee, der in der gleichnamigen Talschaft Puschlav in der Schweiz liegt, entsteht. Es wird weiterhin erzählt, dass eine LKW-Ladung mit Sorghum Besen in den See gefallen wäre und für lange Zeit brachte das Wasser des Baches die Überreste von Sorghum. Ob das wahr ist? Es wurde gefragt, ob Kontrollen gemacht wurden, aber niemand war in der Lage die Frage zu beantworten!

Literaturnachweis

  • De Bernardi Luigi, Valmalenco: una lunga storia, Sondrio 1986
  • Pavesi Ezio, Val Malenco, Sondrio 1969