Die senkrechten Felder

Terrassierung hinter dem Stadtviertel Vassalini in Chiesa in Valmalenco.

Die Terrassierung ist im Veltlin eine sehr verbreitete Technik und ist eines der bedeutendsten Beispiele menschlichen Handelns in der Landschaft. Ein “Mammutwerk”, das erlaubt, Land auf unglaublich steilen Abhängen zu bebauen und zu kultivieren, verstärkt durch einen konstanten und hartnäckigen Willen in den alpinen Abhängen zu leben. Im Falle Valmalenco kann man sagen, dass es keine anderen Alternativen gab, angesichts des extrem steilen Gebietes, das die ersten Bewohner dazu führte, die steilen unter großen Mühen die steilen Abhänge, die oft nur aus nackten, vom Eis ausgewaschenen Felsen bestanden, den Boden von unten nach Oben zu holen, und ihn mittels von Trockenmauerwerk zu halten.

Das Gebiet, das diese Technik am meisten nutzte war die Gemeinde Spriana , auch wenn es heute fast unmöglich ist noch Spuren zu sehen, wenn man auf der dem Mallero gegenüberliegende Seite gelegenen Provinzstraße entlang fährt. Seit dem ein Teil der Gemeinde evakuiert wurde wegen eines Erdrutsches, hat sich der Wald so ausgebreitet, das die alten Stadtviertel nur mühsam aus der üppigen Vegetation hervorschauen.

Terrassen in Lanzada.

Dennoch wurde ein großer Teil dieses Gebietes von den Menschen auf Terrassen "gebaut". Angesichts der steilen Hanglagen, wäre eine Bodenbearbeitung ohne eine flache Fläche undenkbar gewesen, Trockenmauerwerk und Aufschüttung des Bodens geben diesen Hanglagen den charakteristischen Treppcheneffekt. Die Terrassen wurden überall dort angelegt, wo ein bißchen Boden vorhanden war, so sind sie in die steilen kleinen Täler und in die Felsschluchten eingefügt, fast festgeklammert an den unwegsamen Felsrücken, und sogar oberhalb der höheren Lagen wurden Wiesen und Gemüsegärten angelegt und auch Gebäude mit der Kirche Madonna della Speranza gebaut. Es sei zu erwähnen, dass der Wald bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein, noch rational genutzt und die Wiesen gedüngt und gemäht wurden; die Saatfelder standen im Vordergrund mit den verschiedenen Farben ihrer Kultur, auf den zahlreichen Balkons der Siedlung waren Maiskolben zum trocknen aufgehängt, aus den Tennen strömten die Heugarben raus; die Öffnungen der Dachboden waren mit Holz "gemauert" und in den Häusern, auf den Feldern und auf den steilen Wiesen, überall wimmelte es von arbeitenden Menschen.

Terrassierungen in Torre S. Maria.

Nicht anders als in Spriana, sah es auch in den anderen Gemeinden des Tales aus, die auch auf die steilen Hanglagen angebaut haben, mittels Trockenmauerwerk, das heute leider fast verschwunden ist: von Torre über Chiesa nach Lanzada sind sie noch teilweise sichtbar, auch wenn sie teilweise bewaldet, diese wunderbaren Zeugenisse menschlicher Arbeit. Auf den Terrassen vom Valmalenco baute man hauptsächlich Getreide wie der Roggen, die doméga Gerste, Hafer, Hirse, Kolbenhirse, Weizen, Mais und die Kartoffel. Den Boden, der zum Anbau nicht geeignet war behielt man als Heuwiese für das Vieh.

Der Terrassenfeldbau ist eine zermürbende und manchmal undankbare Arbeit, die sehr viel körperliche Mühe abverlangt: jedes Jahr im Frühjahr mußte man den Boden, der im Herbst nach unten rutschte, wieder nach oben bringen und man mußte in einem Rückentragekorb tropfnassen Mist zum Düngen der Felder hochtragen. Jedes Jahr mußte man Roden und Steine wegräumen um die Saatfelder vorzubereiten. Diese Steine wurden dann zur seitlichen Abgrenzung des Feldes benutzt. (i gändi de sàas).

Literaturnachweis

  • Benetti Dario, A confine tra diverse culture: le tipologie delle dimore rurali in Valtellina e Valchiavenna, in La dimora alpina, Atti del convegno di Varenna, 3-4 giugno 1995, pp. 307-332
  • Masa Annibale, Inventario dei toponimi valtellinesi e valchiavennaschi. 13 Territorio comunale di Spriana, Società Storica Valtellinese, Sondrio 1982