Das enthüllte Gemälde

von Saveria Masa

Das Gemälde, das nach 500 Jahren auf der Fassade des ehemaligen Pfarrhauses auf dem SS. Giacomo und Filippo Platz in Chiesa während der erst kürzlich durchgeführten Restaurationsarbeiten am Gebäude ans Tageslicht gekommen ist, eröffnet eine neues Kapitel in der Geschichte des Valmalenco

Das Gemälde auf der Fassade des ehemaligen Pfarrhauses in Chiesa

Das was vor den Augen des Restaurators Giorgio Baruta, der die Restaurationsarbeiten ausgeführt hat, zum Vorschein kam, war die Struktur eines gut erhaltenden Werkes, ein gemaltes Dokument, das historisches Zeugnis und Kunstseite zugleich ist, reich an Symbolen und Bedeutung.

Die Wandmalerei kann man den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts (1500-1519) zuschreiben und stellt als Hauptobjekt das Familienwappen der Larianischen Adelsfamile aus Corenne Plinio ( Dervio) dar. Eine interessante Verknüpfung politischer und religiöser Angelegenheiten stehen hinter diesem Adelswappen, das nicht aus Zufall auf der Fassade des Wohnhauses war, das ganz früher Residenz der Pfarrer und noch früher, in der Mittelalterlichen Zeit, ein Turmhaus war, das die Capitanei errichten ließen, die zu der Zeit Feudalherren von Sondrio und dem Valmalenco waren.

Das Schloß von Corenno Plinio (Dervio)

Ersten Nachforschungen zufolge, die man im Staatsarchiv Sondrio in aufbewahrten Dokumenten durchgeführt hat, scheint es, dass das Gemälde zum Zweck des sich selbst feiern diente und mit der klaren Absicht in Auftrag gegeben wurde, die Macht des Erzpriesters aus Sondrio, der aus der Familie Andriani abstammte und auch Pfarrer des Valmalencos, also auch Chiesa war, zu stärken. In diesen Jahren enstand ein unheilbarer Streit zwischen dem Erzpriester Giacomo Andriani, der seinen Neffen Giovanni Giacomo zum Pfarrer im Valmalenco ernannt hatte, und den Einwohnern des Tales, die auf das Recht pochten, einen eigenen Pfarrer ihres Vertrauens, in diesem Fall war es Giovanni Buzzi aus Chiesa, ernennen zu können. Der Streit dauerte fast zwanzig Jahre und die Einwohner des Valmalenco mußten sich an den Papst wenden, um zu ihr Recht zu kommen.

Am Ende stimmte der Papst Giulio II. der Bevölkerung zu und sie konnten ihren eigenen Pfarrer auswählen, aber die Ernennung wurde an dem Erzpriester verwiesen, der ja der Pfarrer vom Valmalenco war.

Erzpriester Giacomo Andriani

Angesichts dieser verworrenen Angelegenheiten, ist es mehr als verständlich, dass man auf der Fassade des Pfarrhauses diese heraldische Malerei der Adelsfamilie Andriani, der sowohl der Erzpriester als auch der Neffe angehörten, hat malen lassen. Die zwanzigjährigen Streitigkeiten, die irgendwie die Macht des Erzpriesters auf das Valmalenco untergraben hatten, brachte den Erzpriester dazu, es als gelegen oder noch besser, als strategisch zu betrachten, so wie es in der Zeit üblich war, eine Darstellung des eigenen Stammes auf das Äußere des Hauses in Auftrag zu geben, die sichtbar auf dem Kirchplatz war, da er der wichtigste Platz des Valmalencos war und eine Art das Tal "in Besitznehmen" anzeigte.

So auch auf der Fassade des Pfarrhauses, das später das Wohnhaus des Pfarrers wurde, dieses schöne wieder aufgetauchte Gemälde, vielleicht nicht ganz zufällig nach 500 Jahren, erhält noch heute die Funktion, die den Erzpriester damals bewegt hatte es anfertigen zu lassen: sicherlich ästetische und dekorative Gründe, Verschönerung des Gebäude, aber vor allem den Wunsch das eigene Blut zu feiern, die Erinnerung an die Familie zu fördern, und vielleicht auch, wie es für jeden von uns typisch ist, den Wunsch sich zu verewigen...

Um noch mehr über das Gemälde zu erfahren klicke auf die Seite die Restaurierung.