von Michele Comi
Die Geschichte des malenkischen Alpinismus ist eng an die allgemeine Erkundung der Gipfel im Alpenraum gebunden.
Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wurden die höchsten Gipfel der Berggruppen Disgrazia, Bernina und Scalino grundsätzlich als gefährliche Orte betrachtet und als solche gemieden.
Testata der Berninagruppe.
Vor dreihundert Jahren galt das Bergsteigen als Lebensgefährlich und reiner Wahnsinn.
Schon alleine die Idee, die wilde Natur könnte faszinierend sein, war absurd: in der Zeit hatte man nur Interesse an der Natur, wenn sie Fruchtbarkeit ausdrückte.
Im Mittelalter hielt man die höchsten Gipfel für einen Sitz des Übernatürlichen, und sogar von gefährlichen Drachen bevölkert.
Man glaubte ein Niesen oder der Flügelschlag eines Vogels, der über einen Schneebedeckten Abhang flog, würde eine Lawine auslösen.
Es verstand sich von selbst, dass die Bergbesuche der lokalen Bevölkerung, die aus Bauern und Hirten bestand, nur aus der Notwendigkeit des Überlebens heraus geregelt wurde.
Eine Gruppe Bergführer von 1933.
In vereinzelten Fällen ging man aus Notwendigkeit, oberhalb der höher gelegenen Almen, um konkreten Aktivitäten wie die Jagd, das Sammeln von Heilpflanzen oder der Suche von Kristallen nachzugehen.
Nebenbei entwickelte sich das Bedürfnis, vor allem bei den Topografen, die bewaffnet mit ihren schweren Theodoliten einige umliegende Gipfelspitzen erkunden wollten, um deren Höhe zu bestimmen und die ersten topografischen Karten des Gebietes vervollständigen zu können.
Dies ist der Fall beim Pizzo Scalino 3323m, unverkenntliche Pyramide, die den östlichen Teil unseres Tales dominiert und deren Gipfel zum ersten Mal 1830 von einer Gruppe Topografen aus der Lombardei, die im österreichen Dienst standen, erreicht wurde.
Aufstieg Bernina.
Dasselbe beim Pizzo Bernina 4050m, der höchste Gipfel der rhätischen Alpen und östlichster 4000er wurde im September 1850 vom schweizer Topografen und seinen Helfern bezwungen und durch lange Studienkampagnen, die auf dem Massiv geführt wurden, vollendet.
Der Alpinismus im Valmalenco ist dem Rest der Alpen gleich, er entstand aus der Leidenschaft für der Wissenschaft und jeder Alpinist der diesen Namen würdig ist zu tragen, stieg auf ohne zu vergessen auf dem Gipfel die Temperatur des siedenden Wassers zu messen.
Gleichzeitig fingen die Berge aber an, ihre außerordentlich und oft fatale Attraktion auf den menschlichen Geist auszuüben, sie wurden bestiegen nur weil es gefiel Bergzusteigen: vertikale Struktur, Trostlosigkeit und Gefahr verwandelten sich kurzer Hand in ein begehrtes und geschätztes Element!
Durch bloße Zufälligkeiten der Geologie, aus "Monumenten der langsamen andauernder Tätigkeiten unermäßlicher Anstrengung der Natur über Jahrtausende hinweg", schrieb Leslie Stephen (erster Bergsteiger am Disgrazia), verwandeln sich somit in einen universalem Höheninstinkt, auf der Suche nach dem “ergötzlichen Horror”, bis zum sportlichen Wettkampf mit der Natur.
Der Aufstieg des britischen Stephen Kennedy mit dem Bergführer Anderegg und dem Butler Cox zum
Monte Disgrazia
am 24. August 1862 war auf jeden Fall die Geburt des Alpinismus so wie wir ihn heute kennen, und wie er in der ganzen Region ausgeübt wird.
Die englischen Entdecker waren die größten Bewunderer unserer Berge, die für eine Vielzahl von Umgebungen, ein unvergleichliches Beispiel von Geo-Vielfalt, eine Qualität, die die biologische Vielfalt in den Ökosystemen unterstützt und ergänzt.
Die Erklimmung der Gipfel brachte die notwendige Erstehung der ersten Berghütten: 1880 Schutzhütte von Corna Rossa und Schutzhütte Scerscen (heute Berghütte Marinelli Bombardieri und Berghütte Desio).
In den folgenden Jahrzehnten breiteten sich die Aufstiege auf die Gipfel aus.
Die nacheinander zahlreichen Aufstiege spiegelten die jeweilugen historischen Perioden und zeigten deutlich das durch innovative Technik und Klettermaterial die Aufstiege immer anspruchsvoller und gewagter wurden.
Was bleibt ist ein großes großes Erbe, wo die Stille und die Zeit herrschen, Dinge, die man nicht überall kaufen oder nachmachen! kann.