Die Erinnerung

Zeugnis von Michela Dell'Andrino

Foto Archiv Cittarini

Früher war hier mal ein Kiefernwald vorhanden, ein geordneter und gut ausgestatteter Weg, ein komplettes Fitnesszentrum in der Natur, das von der Pro Loco Chiesa am Anfang des zwanzigsten Jahrhundert mit dem Entstehen der Pesenti Villen und das Grand Hotel Malenco gewollt war.

Realisiert von dem Cavalier Sampietro in Zusammenarbeit mit den Eigentümern der Villen Pesenti und Albonico, sowie mit einigen Familien des Stadtviertels Sasso unter ihnen auch Gaggi, Dell’Andrino und Longhini, erstreckt sich der Kiefernwald von der Mitte über die Kreuzung nach Sasso bis zur Brücke der Wildbäche Giumellini. Von hier aus erreicht der Pfad zwei Holzbrücken, die durch zwanzig Steinstufen unterteilt sind. Wir überqueren so die beiden Wildbäche Giumellini.

Von hier aus führt der ebene Weg bis zu einer erhöhten Lichtung auf ein Felsvorsprung. Geschützt durch Holzbalken laden eine Reihe von aufgestellten Bänken zur Rast ein, um die Landschaft zu genießen. Die Luft wird durch den Bach erfrischt, der, anfangs unter Steinen versteckt (“Acquiquersci”) sich jetzt im Freien mit harmonischem Konzert zwischen den riesigen Felsblocken auf das Tal ergießt, um die von den üppgen Kiefern, Lärchen und Tannen sauerstoffreiche Luft zu stärken.

Das fleckige Niederholz zwischen der Gesteinsmasse von Moos und Flechten versteckt, gibt der Heide, dem Klee, den Farnen, Erdbeeren, Kuhschellen, Löwenzahn, Huflattich und Silene, harmonisiert mit gelegentlichen Dornbuschen: Hagebutten, Osyris alba, Wacholder, Vogelbeere u.s.w.

Der Pfad überquert das Tal, das von präbascic absteigt, wo ein kleiner Bewässerungskanal zwischen dem Schutt quellt, der von der Quelle des Specksteinbruchs kommt und der von Experten als Schwefelhaltig, Verdauungsfördernd und Hungeranregend angesehen wird.

In den sechziger Jahren habe ich eine Erfahrung gemacht, ich hatte eine Flasche mit dem Wasser gefüllt und sie dann Luftdicht verschlossen, nach einigen Stunden ist sie explodiert. Die Grubenarbeiter selbst sagten mir, dass ich das Wasser nicht trinken sollte, da es hungrig machte und anbetracht der wenigen Lebensmittel, es einen schwach machte.

Diese kleine Quelle, in der sich verschiedene Quellen filterten, wurde vom Cavalier Sampietro durch ihre therapeutischen Eigenschaften als so sehr wirksam erachtet, dass er das Tal erfolgreich als Heilwellnessbereich fördete.

Weiter auf dem ebenen Weg gehend, in der Höhe der Garage, auf der sich die Personalzimmer des Grandhotel befanden, teilt sich der Weg: auf der einen Seite steigt er (rechts) ab zu den Stadtvierteln Sasso und Chiesa und auf der anderen Seite steigt er in Kehren, auf gut geordneter Gesteinsmasse, bis zur Fahrstrasse nach Primolo auf.

Am Anfang des Kiefernwaldes, oberhalb der Fahrstrasse, zwischen den beiden Giumellinibrücken, befand sich im Jahre 1926 eine Molkerei, die aus einer Behelfsunterkunft mit einen runden Schutzdach bestand und von Erminia Cirolo und ihrem Ehemann gebaut und geführt wurde. Diese verwalteten auch den Hotelstall. Die Milch, die nicht direkt von den Gästen verbraucht wurde, wurde zu Speiseeis verarbeitet und war bei den Urlaubern sehr beliebt.

Im Hochsommer war die Molkerei immer gut besucht und blieb bis Mitternacht geöffnet. Einmal in der Woche organisiette man Tanzabende mit zwei Musikern, unter denen sich auch ein gewisser Pietro Corlatti aus Ponchiera befand, der auch Schüler vom Meister Erminio Dioli war.

An den Tanzabenden half Michela Dell'Andrino ihrer Tante und ihrem Onkel. Da sie erst 10 Jahre alt war, war es gefährlich noch so spät nach Hause zu gehen, so schlief sie im Dachgeschoß auf eine Koje.

Hier verkaufte man auch Postkarten, Souvenirs aus dem Tal, und heute noch sichtbar ein freier Platz wo früher einmal der "Bazar"war, der Fö la laterìa di Giümelìn genannt wurde.

Von1937 bis 1940 wurde die Molkerei von Carlo Masa aus Montini geführt. Mit Einbruch des Krieges wurden die Urlauber immer weniger, und man schloß die Molkerei endgültig.