Die Geschichte

Postkarte Grand Hotel

Im Juni 1903 starb Francesco Vitali in Sondrio, der Sondrio als internationales Touristenzentrum, in dessen Angebot auch das Valmlenco als Höhenlagengebiet vertreten war, förderte. Vitali realisierte mit Andrea Albonico und Anwalt Azzo Pesenti, charmante kleine Villen in Chiesa in Valmalenco, die sich gut in die Umgebung einfügen. Er verpflichtete sich Telegraphen ins Tal zu bringen und die Verbindungsstrassen zum Valmalenco zu verbessern, und er hatte auch schon einen Entwurf einer Eisenbahnverbindung von der Hauptstadt Sondrio übers Valmalenco zum Engadin, vorbereitet.

Im Jahre 1905 setzten Enrico und Mario die Arbeit ihres Vaters fort, den Bau am südwestlichen Rand von Chiesa dem magnificient Grand Hotel Malenco, das Herz eines wichtigen Unternehmensprojekt, das darauf abzielt, den Elite-Tourismus ins Tal zu bringen. Das Gebäude schien von außen rustikal und massiv, als ob es die Eleganz und Opulenz der von Battista Vitali eingerichteten Innenräume betonen wollte. Die Perle der Struktur war das helle Esszimmer mit über 200 Sitzplätzen und schönen Kronleuchter. Der Erfolg war groß, und es war notwendig, neue Hotels und Restaurants für den Empfang der Touristen zu bauen. Die Wirtschaft des Landes hatte Schwung und Vitalität (Information aus: Franco Monte, L'età Liberty in Valtellina, Mevio Washington & Sohn, Sondrio 1988).  

Ab der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Suche nach Qualität durch Gier wilder Spekulationen zerquetscht, die nach und nach die Reichen und die Liebhaber früherer Zeiten fernhielt. Das Symbol dieses Zeitalters war somit geschlossen und es wurde in Wohnungen umgewandelt. Sein Gedächtnis ließ es in der Versenkung des Moderne gleiten.

Das Grand Hotel Malenco präsentierte sich im frühen zwanzigsten Jahrhundert als ein hervorragendes Gebäude aus Stein, mit einer guten architektonische Balance, die an den Jugendstil erinnerte und in die Umgebung harmonisch eingefügt war.

Der Eigentümer des Hotels war Franco Sampietro, es hatte eine Kapazität von 180 Betten und genauso viele Mitarbeiter, die zum Teil vom Comer See kamen und im Herbst und im Frühling im Hotel Tremezzo arbeiteten, von dem er auch der Eigentümer war.

Der Hausmeister vom Hotel war Herr Battaglia, er kam aus Savognin (Engadin), er heiratete und liess sich in Vassalini nieder. Er hatte zwei Söhne, Umberto und Angelo, die beide Tischler waren. Umberto wurde später mit seiner Frau Carolina Bagiolo Hausmeister des Grand Hotel und wie alle Handwerker passte er sich an alle arbeiten auszuführen: in der Nebensaison widmete er sich den kleinen Wartungen. Im Jahr 1918 nahmen sie ein Neffe seiner Frau, Aldo Bagiolo, auf, der, nach der spanischen Pandemie ,zum Waisen wurde. Dieser, nachdem er die Grundschule besucht hatte, wurde im Jahre 1960 Hausmeistergehilfe. In den folgenden Jahren wurde Bruno Cabello aus dem Stadtbezirk Sasso mit dem Hausmeisteramt betraut.

Die meisten Mitarbeiter kamen aus dem Tal, vor allem aus dem Stadtteil Sasso. Die Frauen wurden für die Zimmer, und die Männer als Küchenhilfe und für alle anfallenden nötigen Arbeiten eingeteilt, während das Personal aus Como die qualifizierten Arbeitsplätzen als Koch, Kellner, Kabarett und Gärtner hatte. Das Hotel war nicht nur eine große Touristenattraktion, von dem das ganze Tal profitierte, sondern auch war auch eine Quelle der saisonalen Beschäftigung für viele Dorfbewohner.

Es war ein First-Class-Hotel mit allen Annehmlichkeiten: Bars, Cafés, Bäckerei, Molkerei, Billardzimmer, eine Teestube, Tanzraum, Leseraum, Post, Telefon, Telegraf, Arztpraxis, Friseur, Gärtner, Babysitter, Transport von Chiesa - Sondrio, von dem auch die Dorfbewohner profitierten. Anfangs benutzte man Pferdekutschgen für den Transport, später wurde er mit Autos durchgeführt.

Außerhalb des Hotels waren zwei Bocciaplätze und zwei Tennisplätze, ein Kinderspielplatz und in der südlichen Zone, eine Reihe von Tischen mit Liegestühlen und Sesseln zum Entspannen am Nachmittag, alles schön mit Blumen verziert und vom Gärtner überwacht, der sich auch um den angrenzenden Kiefernwald kümmert. In einer angrenzenden Villa waren verschiedene Kunden und Mitarbeiter wie etwa: Künstler, Dichter, Musiker (unter den Musikern, verdient eine Anmerkung der Pianist Francesco Sacchi aus Lecco, der auch einige Lieder für den Chor CAI Valmalenco schrieb, dessen Tätigkeit sich sogar bis zum Management Sozzani hinzog(Tato) in den Jahren 1965-1978.). Kabarettisten, Animateure und ein Priester für die Feier der Gottesdienste in der kleinen Kirche vom Stadtbezirk Sasso, die der Santa Emilia, dem Namen der Frau des Eigentümers der Siedlung gewidmet ist.

Die Sonntagsmesse feierte man um 11.00 Uhr und einige Mädchen aus Cagnoletti verkauften bei dieser Gelegenheit Alpenveilchen- Sträusse an die Gäste.

Etwas weiter, in Richtung Tal, wurde ein großes Gebäude im Erdgeschoss als Garage genutzt, während in der oberen Etage die Zimmer des Personals untergebracht war. Knapp unterhalb, eine Wiese mit Stall und Scheune, in der die Milchkühe standen die den täglichen Bedarf des Hotels deckten.

Salon Hotel - Foto Archiv Comi

Perle des Hotels war der große Speisesaal mit Säulen und Gesimse im Jugendstil aus Stuck, von Meistern in Stuckmarmor aus dem valle d’Intelvi durchgeführt.

Der Raum diente auch als Tanzsaal für große Gala-Veranstaltungen, Wettbewerbe und Konferenzen. Zu diesen Gelegenheiten fehlten auch die politischen Persönlichkeiten nicht wie Tremelloni, Togliatti und Aldo Moro, der in den 50er Jahren in dem Haus Gaggi in Sasso wohnte.

Unter ihnen waren auch die Villenbesitzer aus dem Stadtviertel Sasso, die Herren: Cao, Balgera und Albonico und viel Prominenz aus dem veltliner Hinterland.

Unter den Sängern hingegen erinnere ich mich an den Tenor Ramelli, den ich durch Italo Mitta kennengelernt habe, der die Pro Loco verwaltete und im Eco delle Valli schrieb, und ein enger Mitarbeiter von Direktor Bruno Gualzetti war.

Der Dichter Joseph Noll, ein Freund von 'Erminio Dioli, beschrieb das Hotel als die Seele des Tales. Dr. Ezio Pavesi schrieb ein historisches Buch über das Valmalenco und konzentrierte sich auf Torre di Santa Maria und der Maler Polo Punzo, Impressionist, widmete sich in unseren Bergen.

Das Hotel besaß große, moderne Küchenherde mit Kohle- und Holzfeuerung, ausgestattet mit Kupferpfannen, die häufig geputzt und wieder abgedichtet werden mussten, um keine giftigen Oxide freizulassen. Erstklassige Köche organisierten die Aktivitäten in der Küche und auch die Kesselflicker aus Lanzada (Magnan) waren im Dienst.

Man sollte auch nicht den letzten Handwerker Alessandro Rossi, Vater von Don Alfonso, vergessen, der bereits seit 1947 arbeitet; seitdem war er nicht nur der Kesselflicker Par Exellence,sondern auch das Faktotum der Küche, bis zur Schließung des Hotels im Jahr 1978. Er war der erste, der morgens die Küche öffnete um die Kupferpfannen, das Besteck und die Silbertabletts zu putzen. Am Ende der Saison wurde das ganze Besteck mit Asche zum Kochen gebracht, so erlang es seinen natürlichen Glanz zurück und gewährleistete die Hygiene.

Es gab in der Tat sehr tiefe Keller mit langen Fluren, wo Luftströme um die Lagerung von Lebensmitteln und Weinen wehten, die von dem Eis langer Winter kühl gehalten wurden.

Für die Herstellung von Eis wurde auf einem Tennisplatz ein Holzgerüst aufgestellt, das durch rotierendes Spritzwasser nass gemacht wurde, und bei Frost bildeten sich große Eiszapfen. Diese wurden dann durch einen speziellen Zugang in die unterirdischen Räumen geworfen und dauerten die ganze Sommersaison an; dieser Vorgang wurde jährlich vom Fachpersonal wiederholt um so die Lebensmittellagerung für dei Küche zu garantieren.

Das Grand Hotel Malenco war die wichtigste touristische Einrichtung der ersten Klasse des Tales, das auch von anderen komfortablen Hotels gekrönt war: Mitta, Amilcar, Bernina und zwei Restaurants gegenüber der Post: Post und Dosso.

100 Meter unter dem Gelände des Hotel Grand befand sich das Café Belvedere, mit großen Ballsaal auf Straßenebene mit einem Kino im Untergeschoss, seit 1924 unter der Leitung von Ferrari. Er war der erste in Valmalenco. Das Lokal war sehr gut besucht und sehr beliebt bei den Hotelgästen und den Gästen aus den Pesenti Villen und auch den Gästen, die aus den vier Hotels in Torre di Santa Maria kamen.

Auch wir Kinder, wir waren neugierig und unternehmungslustig,sammelten Sträusse wilder Blumen oder Früchte und boten sie den feinen Herrschaften an, um als Belohnung ein gutes Trinkgeld zu bekommen und bei der Gelegenheit bestaunten wir ihre glanzvollen amerikanischen und britischen Autos.

Es fehlten auch nicht die kleinen Hilfeleistungen, um den Herrschaften zu helfen, die im Kiefernwald spazieren gingen oder den Familien, die mit schweren Koffern mit dem Autobus kamen, half man beim Aussteigen, um so noch mehr Trinkgeld zu bekommen. Während der Tanzabende hörten wir die Musik und schauten durch die Ritze, um die mit der typischen Eleganz der Belle Epoque tanzenden Paare zu sehen.

Die Szene wurde von reichen Kronleuchtern beleuchtet, die die Frauen mit den glitzernden Abendkleider noch mehr hervorhob, die zwischen den Girlanden tanzten, die farbenfroh von der Decke herabkamen. Dies alles stand im Gegensatz zu den allgemeinen Wohngebäuden: dunkel, durch Rauch geschwärzt und nur durch das Feuer oder eine Fackel beleuchtet; nur wenige besassen elektrischen Glühbirnen oder Kerzen.