Die Gemeinde Chiesa Valmalenco

Höhe:
960 m
Fläche:
114,96 Kmq
Einwohner aktuell:
2626
Schutzpatron:
Santi Giacomo und Filippo
Ortsteile:
Sasso, Centro, Primolo, Montini, Faldrini, Costi, Somprato, Curlo, Vassalini, San Giuseppe, Chiareggio

Flächenmäßig ist die Gemeinde Chiesa mit ihren 114,96 Kmq die achtgrößte Gemeinde der Provinz Sondrio, sie ist auch die älteste Siedlung des ganzen Tales. Durch die zentrale Lage hatte Chiesa schon immer eine herrausragende Position gegenüber den anderen im Tal liegenden Siedlungen. Auch Chiesa, wie ein Großteil der Malencogemeinden, hatte eine starke Dezentralisierung der kleinen Wohnsiedlungen, die auf verschiedenen Höhen gebaut wurden. Das Wohnzentrum hat seinen Namen Chiesa (Kirche) von der Kirche SS. Giacomo und Filippo (Ecclesia, la Glesia, la Gésa( Kirche, kirchlich)) die um das XII. Jahrhundert, in der Nähe, in der sich das administrative, politische und soziale Leben des ganzen Valmalencos abspielte, gebaut wurde.

Allmählich expandierte es in kleine zerstreute Wohnsiedlungen, die die Stadtviertel bildeten. Die ersten könnten Sasso, Somprato und Montini gewesen sein, da sie höher und sicherer vor dem Hochwasser des Baches Mallero und ab von der Verkehrsstraße gelegen sind, die heute noch existiert und das Stadtteil Costi verbindet, die Straße geht weiter bis zum antiken Stadtteil Castellaccio, das heute zerstört ist, und dann weiter in Richtung Giovello zum Murettopass führt. Bald darauf entwickelten sich auch die Siedlungen Faldrini, Curlo, Vassalini mit Olivi und Prai, um die unterhalb des Mallero und in der Nähe des Baches Lanterna liegenden Wiesen und Weiden zu nutzen. Zu diesem wichtigen Moment der demographischen Entwicklung und der Entstehung von Ballungsgebieten, muß man auch Primolo hinzufügen.

Der Ort Chiesa war in drei colonghelli aufgeteilt, eine Gruppe von Stadtvierteln, die sogar Verwaltungsbezirk waren: der colonghello der Roìna innen (o Roinato), das heißt nördlich des Tales Rovinaio, auch genannt colonghello Mitte, sie umfaßte die Stadtviertel Faldrini, Somprato, Costi und Primolo; der colonghelloR oìna außen, das heißt südlich gegen das Bachbett, zu denen die Stadtviertel Sasso, Chiesa-Centro und Montini gehörten; dem colonghello dort am Wasser gehörten die Stadtviertel Pedrotti, Curlo, Vassalini und Olivi.

Als Verwaltungs- und Religionszentrum wurde Chiesa immer dichter besiedelt: das demographische Wachstum der Bevölkerung war in den drei Jahrhunderten unter der Bündner Herrschaft beachtlich (vom XVI. Jahrhundert bis zum XIX. Jahrhundert verdoppelte sich die Bevölkerung), obwohl die Pest während des XVII. Jahrhunderts auch in Chiesa zahlreiche Opfer forderte. Die Präsenz der Bündner und die Verkehrsachse Pferdestraße die ins Engadin führte, ließ die Wirtschaft im Malenco gut wachsen, vor allem in der Gemeinde Chiesa, die blühenden Handel mit den außerhalb der Grenzen liegenden Länder trieb: der Verkauf von Produkten aus Speckstein und Schiefer zur Dachabdeckung hatte einen enormen Antrieb, so dass man die mageren Einkünfte durch die Landwirtschaft erweitern konnte.

Mit dem Ende der Bündner Herrschaft fiel auch die lokale Wirtschaft, hervorgerufen durch die starken militärischen Abgaben an die französischen und später auch an die österreichischen Truppen und der Krise durch die gezwungene Umstellung von der rhätischen Marktwirtschaft zur unbekannten lomardischen und italienschen Marktwirtschaft. Was folgte war eine wesentliche Armut der Bevölkerung im ganzen neunzehnten Jahrhundert, die mit einer Massenauswanderung nach Übersee am Ende des Jahrhunderts endete.
Der aufgehende Tourismus und Alpinismus, der mit der Entdeckung der herrlichen Gipfel im Valmalenco verbunden war, und zusammen mit dem Abbau von Serpentinit im darauffolgenden Jahrhundert eine beachtliche Einnahmequelle war. Die Gemeinde Chiesa hatte in den letzten fünfzig Jahren durch den blühenden Tourismus eine bemerkenswerte bauliche Entwicklung und auch die bestehenden Skianlagen wurden erweitert, die heute noch in der ganzen Provinz Sondrio bekannt und geschätzt sind.

Literiaturnachweis

  • Bergomi Matilde, Politica e amministrazione in Val Malenco nell’Età Moderna, Sondrio 2006
  • Corbellini Giancarlo, Vicende dell’insediamento umano in Valmalenco, tesi di laurea, Università degli Studi di Milano, a.a. 1968-69
  • Masa Annibale, Inventario dei toponimi valtellinesi e valchiavennaschi. 8 Territorio comunale di Chiesa in Valmalenco, Società Storica Valtellinese, Villa di Tirano 1976