von Saveria Masa
Chiesa SS.Giacomo und Filippo. Vorderseite
Die antike Kirche S. Giacomo wurde von den Capitanei um das XI. Jahrhundert gebaut, wahrscheinlich wegen der Pilgerer, die aus den nördlichen Regionen kamen und nach San Giacomo di Compostela pilgerten.
Auch diese Kirche wurde an einem Durchgangsort gebaut und war eine Pflichtrast für alle, die auf der ‘Pferdestraße’ des
Murettopass auf Durchreise waren
so wie die zahlreichen Kirchen, die entlang der antiken Zugangsstraßen der alpinen Tälern gebaut wurden eine der vielen Zeugen der lokalen Religiösität in den rhätischen Täler darstellen, die sich während des Spætmittelalters entwickelt haben.
Während der Investiturstreits traten die Capitanei die Kirche S. Giacomo an die Kirche Roms ab, mit dem Vorbehaltsrecht der Schirmherrschaft.
Zum ersten Mal erwähnt wurde sie im Jahr 1192 von Liber censum der romanischen Kirche, die der malenkischen Kirche, im Zeichen der Abhängigkeit, ein jährliches Tribut von 12 kaiserlichen Denari überwies.
Mit dem Schirmherrschaftsrecht haben sich die Capitanei die Berechtigung, einen Geistlichen, der den Pfarrer beim Gottesdienst zur Seite steht, ernennen (und somit auch ein Gehalt zu zahlen) vorbehalten.
Diese Berechtigung wurde dem Erzpriester von Sondrio im Jahre 1359, von der Gräfin Capitanei, zugesprochen.
Im Laufe des XIV. Jahrhunderts fügte die Kirche der Kirche in Chiesa die doppelte Betitelung SS. Giacomo und Filippo bei:
Ecclesia in loco de Malenco, sub vocabulo SS. Jacobi et Philippi.
Nach der sich verbreitenden protestestantischen Reform, die auch den Ort Chiesa in seiner evangelisch politischen und sozialen Gemeinschaft sehr beeinflußte, mußte die Kirche SS. Giacomo und Filippo für viele Jahre mit den Protestanten geteilt werden.
Mit der Versammlung von Ilanz im jahre 1557, hat die Regierung der Tre Leghe den veltliner Gemeinschaften auferlegt, den Reformierten ein Gotteshaus für deren Kult zur Verfügung zu stellen; dort wo nur eine Kirche existierte, waren die Katholiken gezwungen die Kirche mit den Reformierten zu teilen.
Die Nutzung der Kirchen in Chiesa und Lanzada, die einizigen Gemeindschaften, in der sich di Reform verbreitet hatte, wurde durch einer wichtigen Abmachung, die im Jahre 1565 abgeschlossen wurde und die die Nutzung der beiden religiösen Gebäude, abwechseln der Reihe nach, zwischen den katholischen und den reformierten Pfarrern regelte.
Die Katholiken, die die größte Mehrheit bildeten, ertrugen es schwerlich die eigene Kirche abwechselnd der Reihe nach den Protestanten zu überlassen, die außerdem noch verlangten, in Anbetracht gemäß des Gebotes des reformierten Glaubens, das die Kirche ohne Gemälde und Einrichtungsgegenstände wäre.
Chiesa SS. Giacomo und Filippo. Glockenturm.
Zu dieser schwierigen Situation des gezwungenen Zusammenlebens zwischen den Katholiken und den Protestanten fügte sich im Jahr 1579 noch eine Teilzerstörung der Kirche wegen einem Erdrutsch, hinzu.
Die Kirche wurde so gut wie es ging wieder in Stand gesetzt, aber für viele Jahre mußte sie in einem Zustand bedauerlichen Verfalls, bis im Jahre 1644, der neue Pfarrer, Carlo Rusca, Neffe des
Nicolò Rusca,
das alte Gebäude abreißen lies, um das heutige Gotteshaus, das am 13. Juli 1668 vom Bischof von Como, Ambrogio Torriani, geweiht wurde, zu bauen.
Die Kirche, die heute noch geweiht ist, wird nur einige Male im Jahr für den Kult benutzt, und bleibt in den Sommermonaten für das Publikum geöffnet. La chiesa, tutt'ora consacrata, viene utilizzata per il culto solo alcune volte l'anno e rimane aperta al pubblico nei mesi estivi; von 1972 bis 2005 waren einige Sammlungen des etnographischen Museums Valmalenco in ihr untergebracht.
Neben der Kirche steht die antike katholische Jugendfreizeit S. Carlo, im Jahre 1689 gegründet zur Nutzung Bruderschaft SS. Sacramento und der christlichen Glaubenslehre.
Das lithurgische Fest, das so auch Schirmherrfest der Pfarrkirche wird, wird am 1. Mai dem Kalender gemäß gefeiert.
Der Innenraum besteht aus einem einzigen Kirchenschiff mit zwei seitlichen Kapellen.
In einer kleinen Kapelle, die an den Seiten offen ist, steht ein Taufbecken mit einem Deckel aus Holz in Form eines kleinen Tempels geschnitzt, datiert von 1612, während in einer Aushöhlung eine kostbare Statue aus Holz, die dieImmacolata (XVII/XVIII), darstellt steht, welche vorher in einer Nische der Außenfassade gestanden hat.
In der Kapelle die folgt, hängt ein Leinwandgemälde auf der die
Madonna mit Kind zwischen musizierenden Engeln und Heiligen (XVII)abgebildet ist.
An den Wänden und am Gewölbe sind Gemälde mit Medaillons, umrahmt von Verzierungen aus Stuck, die das
Leben Jesus (XVII/XVIII) darstellen.
Auf der rechten Wand eine Kapelle mit einem Leinwandgemälde das die
Madonna mit Kind und die Heilig Antonio und Biagio (?).
An den zwei Seiten der Kapelle stehen Holzstatuen von den
Heiligen Giacomo und Filippo (XVII/XVIII), die schon in der Nische der Außenfassade stehen.
Über dem Hochaltar steht ein Altarbild aus Stuck, das ein Leinwandgemälde enthält auf dem die
Madonna und die Heiligen Giacomo und Filippo von Domenico Stella (1667) dargestellt sind.
Auf den Seitenwänden sind Freskenmalereien, die die
Vier Evangelisten darstellen, unter denen die bemerkenswerten 12 Chorgestühle, aus Nuß geschnitzt von dem Schnitzer Johannes Schmit im Jahre 1663, stehen.
Auf der Vorderseite der Kniebank des ersten Chorstuhls ist das Wappen der Familie Chiesa, datiert auf das Jahr 1693
An den Seitenwänden waren die 14 Gemälde
Der Kreuzweg Werk von Cesare, Vittoria und Pietro Ligari, ausgeführt zwischen 1752 und 1759, heute aufbewahrt in der Wallfahrtskirche Madonna degli Alpini, neue Pfarrkirche in Chiesa Valmalenco.
Literaturnachweis
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Gianasso Mario (a cura di),
Guida turistica della provincia di Sondrio, II edizione,
Sondrio, Banca Popolare di Sondrio, 2000, pp. 199-200
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Gnoli Lenzi Maria,
Inventario degli oggetti d'arte d'Italia,
Roma, La Libreria dello Stato, 1938, pp. 79-82
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Masa Saveria,
Una comunità e il suo santuario: storia e devozione, in
Francesca Bormetti – Saveria Masa, Il santuario della Madonna delle Grazie di Primolo,
Bettini, Sondrio, 2007
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Paravicini Gian Antonio,
La pieve di Sondrio (a cura di Tarcisio Salice),
Sondrio, Società Storica Valtellinese, 1969