Die Spaltplatten

Arbeiter bei der Aufspaltung des Serpentinit.

In der Nähe der Tunnelöffnung dient ein bescheidenes Wetterdach (teciäda) als Werkstatt, und hier, mit geschärften Meißeln und mit geduldigen präzisen Hammerschlägen, spalteten sich die Teile in Platten, genannt “i ciödi” (piode).

Das Wetterdach war nicht nur zur Arbeit bestimmt, die auf den Mauern durchgeführt und mit einer großen Steindecke überdeckt wurde, sondern umfaßte auch zwei andere Räume. Einer war die rustikale Küche, in der man am Mittag das Essen zubereitete (die unvermeidliche Polenta); der andere Raum diente als Lager für das wenige Werkzeug und das Feuerholz für die Grube.

Alle Giovellai, die sich am Giovello in verschiedene "Freizeitgesellschaften” vereinigten, widmeten sich außerdem noch der Landwirtschaft und der Viehzucht, zwei wesentliche Aktivitäten ihrer Wirtschaft. Es gab viele Gesellschaften, und zusammen bildeten sie eine wichtige Bruderschaft, die einen sozialen und religiösen Zweck hatte.

Die Pioden wurden am Ende des Tages zwischen den Gesellschaftern aufgeteilt, aufgeschichtet und einzeln verkauft, und durch eine Karawane aus Lastpferden der Talstraße entlang transportiert: gegen Süden nach Italien, nach Norden zu den schweizer Käufern.

Materialtransport.
Werkzeug des Giovellaio.

Die Tradition und die dokumentarischen Beweise sagen uns, daß die Piode schon in den ersten Jahrhunderten nach Tausend außerhalb des Tales gehandelt wurden. In Sondrio wurden sie schon im Jahre 1300 reichlich gebraucht, sie erreichten dann andere Städte des Veltlins, wie ein Dokument aus dem XVI. Jahrhundert beweist, während andere Quellen von einem Transport bis nach Chur und Umgebung in Graubünden, schon in den Jahrhunderten vor dem 1700, erzählen.

Die Herstellung der Piode wiederholte sich seit Jahrhunderten, ohne daß sich etwas verânderte, bis ende 1600 das “Schwarzpulvers” eingeführt wurde, ein Sprengstoff mit schwacher Brisanz, so wie es der aufgespaltene Stein verlangt. Seine Anwendung hat die Arbeit in der Grube enorm erleichtert, er ersetzte das Feuer.

Der Gebrauch des Sprengstoffes brachte allerdings auch Risiken mit sich, da er manchmal ohne Vorsicht benutzt wurde und manch einer diese Unvorsichtugkeit mit dem Leben bezahlt hat.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte auch das Feuer und das Öl, das zur Innenbeleuchtung benutzt wurde, modernem, wie den Petroliumlampen und später den Acetylenbeleuchtungen, Platz.